374) Politisch dünne Luft

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Wenn es der südafrikanische Präsident mal wieder bis in die deutschsprachigen Medien schafft, ist dies auch ein Grund, ihm im neuen Blog Platz zu bieten.

Im Gegensatz zur Schweiz ist es in Südafrika nicht so einfach Bargeld auf die Bank zu bringen. Also einfach ist es auch, doch mit hohen Gebühren verbunden. Dies haben wir schon lange gelernt und vermeiden aber auch aus Sicherheitsgründen den Umgang mit Bargeld. Die Kartenbezahlung ist sowieso die beliebteste Zahlungsart, so auch bei uns auf der Farm. Vielleicht sind die hohen Gebühren bei Bargeld-Einzahlungen ein Grund weshalb Diebe im Jahr 2020 bei Ramaphosa auf seiner Büffelfarm eine halbe Million US-Dollar in Sofakissen gefunden und geklaut haben. Scheinbar wurden sie von Hausangestellten des Präsidenten über das vorhandene Bargeld informiert. Bei einem der reichsten Männer Südafrikas kann natürlich schon einmal ein wenig Cash herumliegen. Doch der wahre Krimi ist ein anderer. Die Summe soll weit höher liegen. Bei etwa vier oder sogar acht Millionen US-Dollar. Den Einbruch hat der Präsident mehr oder weniger umgehend bei der Polizei gemeldet, nicht aber das verschwundene Geld. Erstens ist es dem Präsidenten eigentlich verboten, nebst dem Präsidentschafts-Amt noch anderen Geschäften nach zu gehen und zweitens tauchen natürlich bei einer solch hohen Summe und dann noch in fremder Währung, sicherlich Fragen auf. Vielleicht also besser den Mund halten? Finanziell verschmerzen kann er es ja. Die Deliktsumme ist kleiner als ein Prozent seines Vermögens.

Doch dann kam man ihm ein wenig auf die Schliche. Er bestätigt nun vor dem Untersuchungs-Ausschuss, dass die halbe Million aus dem Verkaufserlös seiner speziellen Büffelzucht erzielt wurde. Schon mal ein wenig unangenehm. Blöder nun, die verkauften Büffel weiden immer noch auf seiner Farm. Vielleicht noch blöder, die Diebe wiederum kennt man, diese Leben scheinbar im Nachbarland und ihnen wiederum soll Schweigegeld geboten worden sein damit sie zu dieser ganzen Geschichte nichts sagen. Geld welches aus dem Kreise des Opfers geflossen ist oder wäre. Wer besticht die eigenen Diebe? Welche Untersuchungs-Einheit wiederum kennt Diebe namentlich und zieht sie nicht zur Rechenschaft? Und wäre diese abenteuerliche Geschichte nicht schon seltsam genug. Ins Rollen brachte der ganze Fall ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter der vor Jahren seinen Job wegen Korruption und Bestechung verlor. Entlassen durch den amtierenden Präsidenten. Dieser Ex-Mitarbeiter wiederum gehört zum ANC-Kreis der sich dem alten Präsidenten Jacob Zuma zugehörig fühlt. Und wäre nicht schon alles komisch genug erfolgte die Anzeige auf irgendeinem Polizei-Posten im Nirgendwo. Dort spazierte der EX-Geheimdienstler rein und platzierte seine Anzeige gegen Ramaphosa wegen „Geldwäsche und Korruption“. Ein bisschen viel von „wäre“, „hätte“ und „scheinbar“ und doch ist nicht in jeder Geschichte ein wahrer Kern zu finden? Speziell ist auch der Zeitpunkt der Anzeige. Sie erfolgte Mitte 2022, gerade in dem Moment als die Prozesse gegen den alten Präsidenten Zuma wieder ins Rollen kamen.

Somit ist diese Posse vor allem eines – ein Grabenkampf  innerhalb der amtierend regierenden Partei der ANC. Dieser Graben ist gross und könnte die aktuelle Krise noch viel umfassender machen. Für mich als in der wohl direktesten Demokratieform aufgewachsener bleiben wie fast immer bei politischen Blog-Beiträgen die gleichen Erkenntnisse: Korruption ist das grösste politische und wirtschaftliche Übel für ein Land. Wenn Politikern die eigenen Interessen und vielleicht noch diejenigen der eigenen Partei am nächsten stehen kommt das Land, dem sie dienen sollten zu kurz. Und im Falle von Südafrika: hat eine Partei alleine die absolute Mehrheit ist die Republik ausgeliefert.

Und wenn auch in journalistischen Kommentaren zu lesen ist, dass diese Ermittlungen teilweise auf „Hörensagen“ beruhen und keinen Grund für einen Rücktritt des Präsidenten sind, so wird die Luft für Ramaphosa ziemlich dünn. Gemessen an all den Korruptions- und Bestechungsvorwürfen mit denen sich Zuma während seinen Amtszeiten konfrontiert sah, ist der Fall um diese „paar Dollars“ eigentlich Pipifax. Fortsetzung folgt, mit Sicherheit.

Man liest sich!

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